In den 1970er Jahren kamen nicht wenige Flüchtlinge nach Österreich. Sie waren aus Vietnam geflüchtet. Im beschaulichen Osttirol, wo der Herr Beislblog-Chefredakteur die Schulbank drückte, eröffneten sie in erster Linie: China-Restaurants. Der Terminus Globalisierung war noch nicht erfunden worden und das Wort Vietnam hatte hierzulande nicht gerade einen chiquen Beigeschmack...
2015 ist fast alles anders. Die Flüchtlinge kommen aus Syrien, Afghanistan, aus Nordafrika – und leider verbietet man ihnen in der Regel, die hiesige Gastronomie zu bereichern oder sonst wie zu arbeiten. Dafür freut sich Graz jetzt einen Haxen aus, denn: Man hat seit Ende September das erste offizielle Vietnam-Lokal in der Stadt. Die medialen Vorschusslorbeeren waren beträchtlich, die Kritiken der User/innen im Social Web euphorisch. Das wollten wir dann doch rasch selbst testen und hatten Glück: Wir kamen knapp vor 12 und bekamen einen Tisch. Sonst ist das ohne Reservierung nämlich nicht mehr ganz so einfach am Grieskai Nr. 38.
Familie Nguyen bringt kräftigen grünen Tee und empfiehlt zur Vorspeise Sommerrollen (€ 3,80) mit einem Hauch an Hülle und Schweinefleisch, Gemüse und Garnelen als superber Fülle. Danach gibt es Pho, traditionelle Suppe mit Reisnudeln und Rind (€ 9). Mit zarter Schärfe - außer man beißt auf die Chili, wie dies der Begleitung gelang, die für 2 Minuten etwas atemlos schien. Als Alternative bietet sich Bo Xao Lang (€ 9,90) an, Rindfleisch mit Zitronengras und einem geschmeidigen Curry mit Kokosmilch samt smoothem Jasminreis. Sehr sehr gut, auch für heiklere Gaumen empfehlenswert. Selbst die Nachspeise, die den Namen Klebereis mit weißen Bohnen und Kokosmilch (€ 3) trägt, überzeugt.
Freundliches und flottes Service, ausgezeichnetes Essen und angenehm unkitschige Atmosphäre, was will man mehr? Wenn man unbedingt einen Kritikpunkt suchen will, könnte man höchstens über die Mainstream-Popmusik motschkern. Und darüber, dass das VINA Restaurant noch keine Website hat. Die Speisekarte lässt sich einstweilen nur über Facebook abrufen.
VINA, Vietnam Restaurant, Grieskai 38, 8020 Graz, DI-SO geöffnet, Tel. 06765772587
Tuesday, November 24, 2015
Friday, November 13, 2015
Folge 85: Best burger in town? Maybe, Baby...
Nach den erhitzten Grundsatzdiskussionen
rund um die „Anna“ im Erzherzog Johann, trafen sich UMT und WOK zum
Versöhnungsessen. Doch zuerst galt es eine Frage zu klären: Wollen wir den
neuen Burgerladen probieren oder doch den Vietnamesen? Letztendlich hat der
Bauch entschieden: Es gab Burger.
Das Freigeist liegt am Beginn der
Klosterwiesgasse, also direkt neben der Traminer Weinstube, die leider noch
immer geschlossen ist. Aber das ist eine andere Geschichte... „Cafe, Bar, Burger“ sagt die Webseite über
das neue Lokal, das früher einmal das „Mocca in“ war. Die Frühstücksoptionen
sind zahlreich, die Varianten von Chai Latte und Kakao schier endlos und die
Gin-Auswahl gepflegt. Die rot gefliesten Wände, ein langer Bartisch und das DJ-Pult
mit einem großen Graffito dahinter stehen bereit, um von den Hipstern dieser Stadt
bevölkert zu werden, denn aufgepasst: Es gibt auch hausgemachte Limo in Omas
Milchflaschen...
Aber nun zum eigentlichen Thema: den
Burgern. Es gibt 10 Variationen, die eigentlich alle gut klingen. Wir
verkosteten den Blue Inspiration mit Blauschimmelkäse, Rucola, Senfkaviar und
Trüffelaioli sowie den BBQ Adventure mit BBQ Sauce, Karamell-Zwiebel und
Speckmarmelade. Wahlweise mit selbstgebackenem Brioche oder Sesam Bun. Die ausgesprochen
freundliche, flinke und kompetente Kellnerin fragte noch nach, ob ein medium
gebratenes Patty gewünscht wird. Eh klar.
Dazu gabs Süßkartoffel-Pommes, Natur Pommes
sowie den Cole Slaw und karamellisiertes Ketchup (man
kann es auch bei der Namensgebung auch übertreiben) und die Avocado-Creme. Das
Essen ist rasch am Tisch und wir sind beide sowohl von den Burgern als auch von
den Sides ebenso rasch überzeugt. Saftig, medium gebraten und der Bun gut im
Geschmack. Die Pommes sehr cross. Der Slaw mit Rosinen solide. Einzig die
Schokotorte zum Abschluss hätte nicht sein müssen. Hausgemacht schmeckt im
Idealfall dann doch anders.
Zu Mittag zahlt man auf den Burger 5 EUR
auf und bekommt ein Side, einen Dip und eine Limonade, Soda oder ein kleines
Bier dazu. Nachgeschmissen ist es nicht, zu zweit haben wir inklusive Kaffee an
die 40 EUR hingelegt, aber der Preis ist aufgrund der Qualität durchaus
angemessen.
Nun zum Knackpunkt: Ist das jetzt, wie in
den sozialen Netzwerken vollmundig verkündet, der beste Burger in Town? Geschmackssache,
Baby. Ob Clocktower, Beat oder Freigeist – das ist letztlich auch eine
Stilfrage. Wir kehren jedenfalls sicher wieder in der Klosterwiesgasse Nr. 2
ein. Am Abend. Denn da gibt’s neben dem sehr soliden Burger auch eine überraschend günstige
Gin-Auswahl. Prädikat: Empfehlenswert.
Freigeist, Klosterwiesgasse 2, 8010 Graz, www.facebook.com/freigeistburger
Wednesday, November 4, 2015
Folge 84: Ach, Anna...
Der Tipp kam von Seiten eines Kenners: "Die Anna im Erzherzog Johann, die muss man gesehen haben." Ja stimmt, das können wir nach unserem Besuch bestätigen. Die Qualitäten der Anna allerdings haben unsere Gastroredaktion entzweit. Es folgt ein euphorisches Pro (von Tester UMT) und ein verhaltenes Naja (von Tester WOK). Und damit auch der wohl längste Beislbericht in der Geschichte dieses Blogs...
Zuerst das Pro: "Speckbutter und Kalte Schnauze", von UMT
Bereits bei der Vorbereitung
meines Abendessens war ich positiv überrascht. Die Reservierung kann man problemlos
über bookatable durchführen, das gefiel schon mal sehr. Leider begann der Abend
mit einer Absage der Begleitung, also ging es allein zu Anna & Manuel
Hofmarcher.
Um 18:30 an einem Wochentag war ich der erste Gast und über den Abend nahmen zusätzlich noch ein Paar und eine größere Runde Platz – da ist noch Luft. Die Räumlichkeiten sind sehr beige, die Kühlvitrine im Eingangsbereich kontraproduktiv - aber wer geht schon wegen dem Ambiente hierher? Kommen wir zum wichtigsten Element – dem Essen.
Die Karte ist übersichtlich
und klar strukturiert und alle Allergene sind ausgewiesen. Nachdem ich
grundsätzlich ein Anhänger des Menü-Gedankens bin, fiel meine Wahl rasch.
Neben einem „Das Anna Menü“ aus wahlweise 4-7 Gängen gibt es auch ein Überraschungsmenü aus 5 kleinen Gängen, die der Chef ausgesucht. So etwas ist genau meines. Nach einem schnellen Bier wurde die Weinbegleitung geordert -
abgestimmt mit dem Koch, wie Frau Anna versicherte.
Zum Start wurde
selbstgebackenes Brot mit 3erlei Butter gereicht. Die Speckbutter hat es mir
besonders angetan. Alles was die WHO verboten hat, wurde
hier Schicht für Schicht vereint und dann gehobelt. Ein Gedicht.
Danach folgte ein roher
Saibling mit Beef Jerky an der Wäscheleine als Gruß aus der Küche. Die Gänseleber
mit Haselnuss, Steinpilzen und selbstgemachtem Brioche, dazu ein süßes Glas aus
der Südsteiermark und ich war schon sehr happy. Die geräucherten Pilze und das
Rinderknochenmark in einem sehr würzigen Rippensud sowie der folgende
Kaisergranat auf Karfiolpüree waren sehr gut, konnte aber nicht gegen den
Hauptgang mithalten. Ein perfekt gebratenes Rehfilet, mit Birne, Pilzen und
einem tollen Fond. Den Abschluss bildete die „Kalte Schnauze“. Ich hab gar
nicht mehr gefragt was es genau war – ein würdiger Abschluss eines tollen
Abends jedenfalls.
Die Betreuung durch Anna
persönlich war herzlich, aber nicht aufdringlich, und überzeugte vollends. Das
Menü inklusive einem Glas Bier, Weinbegleitung und Trinkgeld kam auf 65 EUR – ich komme
jedenfalls wieder, diesmal hoffentlich mit Begleitung.
Und jetzt das Naja: "Anna, bleib doch einmal stehen!", von WOK
Ja die Anna, die muss man erlebt haben. Allerdings nicht nur wegen des Essens und Trinkens. Das junge Paar Anna (hauptverantwortlich für das Service) und Manuel (der Chefkoch) Hofmarcher machen ein ziemliches Brimborium um ihre Gerichte. Gut, man will ja auch etwas bekommen um sein Geld: 4 Gänge kosten 56 Euro, 5 Gänge gibt es um 64 und 7 Gänge um 84. Keine Angst vor Überfüllung: Die Portionen sind sehr übersichtlich, egal in welcher Größe man sie ordert.



Die ersten Grüße aus der Küche fallen eher in die Kategorie "Viel Lärm", wirklich gut hingegen sind die einfacheren Dinge wie der Tomatenaufstrich und die geräucherten Pilze mit Knochenmark. Der Kaisergranat ist soso und lala, das Schwein mit Süßkartoffeln eher mau, der Zander mit Artischoke und Fergola Sarda überzeugt dann voll und ganz. Auch das Lamm ist sehr gut, der Rehrücken etwas sehr sportlich und bei den Desserts empfehlen wir die "Kalte Schnauze" mit Kakao, Butterkeks, Rum und Kokos. Das klingt alles nicht schlecht - ist es auch nicht. Das Getue und vor allem das Herumgehopse im Service ist allerdings des Guten viel bis zuviel. Die eine Haube, die der GaultMillau dafür verlieh, ist sicherlich okay, aber ein bisschen mehr Ruhe, Gelassenheit und auch Reduktion auf das Wesentliche wünscht man sich und vor allem dem jungen Team. Übrigens auch beim Design der Speisen und ganz speziell bei den Saucen.
So, liebe Leserschaft, und jetzt haben Sie die Wahl...
Restaurant Anna, DI-SA ab 18 Uhr, Sackstraße 3-5, 8010 Graz. Annas Website
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