Friday, March 27, 2015

Folge 78: Man sieht sich im Leben immer zweimal


Ferls Weinstube, neu übernommen von Karl(i) Pichlmaier

Vorbemerkung des Herausgebers: Lange Jahre war der Ferl in der Burggasse ein Treffpunkt für Bohemiens, Künstler wie Günter Brus, Postler, Beamte und Leute wie du und ich. Die Frau Anni lief unentwegt von der Küche zu den Tischen und servierte Köstlichkeiten wie Zwiebelrostbraten, Cevapcici und Gulasch. Das Ambiente war angenehm düster, nach dem Besuch roch man recht ordentlich nach Gasthaus und verbranntem Tabak. Das alles wurde von einem Tag auf den anderen anders. Aber nicht besser. Das Rondo-Team aus der Keplerstraße eröffnete im Herbst 2013 eine Zweigstelle im Ferl. Ein gutes Jahr später war es damit wieder vorbei. Und im März 2015 übernahm ein alter Bekannter der Grazer Gastroszenerie das Ferl. Karl Pichlmaier. Damit übergeben wir an UMT, unseren aufstrebenden neuen Beislkritiker.

      

„Die Wirtshauskultur für Jung und Alt aufleben lassen“, war die Ansage von Karl Pichlmaier. Da musste Herr Haubentaucher dringend mit seinem neuen Lehrling den Gehalt der Ansage überprüfen. Schon beim Eintritt bemerkt man, dass sich einiges getan hat in Ferls Weinstube. Dunkle Farben und grüne Polster sind vorherrschend und der Wirtshausgeruch beim Verlassen ist nicht mehr so ausgeprägt.

Neben dem Mittagsmenü um 7,90 € gibt es eine feine Wirtshauskarte. Unsere Vorspeisenwahl fiel auf ein kleines Beef Tartare sowie Rote Rüben-Linsen Salat mit Blunzn. Das rohe Fleisch kam zur Zufriedenheit auf den Tisch – etwas Nachwürzen war notwendig. Warum der Metallteller aus der kulinarischen Steinzeit noch Verwendung findet und harte Eier und Glashaustomaten als Garnitur herhalten mussten, war nicht ganz nachvollziehbar, wird aber verziehen. Der Rote-Rüben Salat mit gebackenen Blunzn-Radln entlockte dem Haubentaucher nur ein erfreutes „Sehr gut“.

Die Hauptgerichte überzeugten vollends. Das Tellerfleisch mit Apfelkren bestand aus zwei Scheiben perfekt gekochtem Schulterscherzl mit bissfestem Gemüse, Serviettenknödel und etwas kräftiger Suppe. Um 8,50 € war das Wirtshausküche at it’s best.

Das Forellenfilet auf Marktgemüse, Risotto mit Vermouthschaum war sowohl optisch als auch geschmacklich top und ist auch für den klassischen Wirtshausküchen-Skeptiker eine gute Option. Der Test der Desserts fiel diesmal leider dem Terminstress zum Opfer. Wird aber sicher bald nachgeholt – wir kommen nämlich wieder.

Weinstube Ferl, Burggasse 10 8010 Graz‎, Tel. 316 812233

UMT

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