Thursday, March 29, 2012

Folge 42: das teuerste Eis der Stadt?



Die Nobeleisboutiquenkette Amorino hat Graz gesehen und im Nu erobert. Der ideale Standort: Sporgasse 2. Alle, die ihre Eisgeschäfte weiter oben haben, werden Umsatzrückgänge spüren. Das kleine Lokal wurde schnell und sauber hergerichtet. Die Warteschlange ist zwischendurch schon bedrohlich, zumal es bei Amorino eine ganz schöne Zeit dauert, bis die jeweils kunstvoll aufgetürmte Eisblume im Becher oder auf der Waffel sitzt. Dazu kommt die lethargische Grundhaltung des Personals, das von der Logistik noch etwas überfordert scheint.



Die Waffeln sind übrigens richtig gut. Und das Eis auch. Sowohl die fruchtigen Sorten als auch die Schoko kriegt man kaum wo in besserer Qualität. Das hat allerdings auch seinen Preis: die kleinste Portion, die man gar nicht offiziell kommuniziert, gibt es um 2 Euro. Die "normale" Größe geht ab 3,20 Euro los, da bekommt man richtig viele Sorten in richtig kleinen Portionen. Das probiert man ein paar mal und dann geht man zwischendurch doch wieder zum Philipp, der einen guten Stand am Hauptplatz hat, oder zu Betsy in die Reitschulgasse.

Amorino, Sporgasse 2, 8010 Graz
http://www.amorino.com/de/news/seite-boutique/Graz

© Fotos: haubentaucher.at

Folge 41: Wildes Getummel, völlig entflammt

Das Gino hat einen perfekt gelegenen Gastgarten. Mitten am Tummelplatz, sozusagen im Herzen der Altstadt. Ansonsten war das Café bisher bestenfalls unauffällig. Ziemlich hohe Preise für den Eiskaffee sind uns in Erinnerung und eine depressive Grundstimmung im Lokal selbst. Rechtzeitig vor der Gastgartensaison hat man innen kräftig umgeräumt. Das Ergebnis erinnert allerdings immer noch an die frühen 1980er Jahre und ist - naja - eine vergebene Chance an diesem Ort. Aber Geschmack kann man sich bekanntlich nicht kaufen, auch nicht beim Innenarchitekten.



Das Essen ist ebenfalls nicht wirklich spannend. Es gibt Antipasti mit der landestypischen Balsamico-Verzierung und Flammkuchen.




Die Pseudo-Pizza aus dem Elsass wird womöglich in Graz so etwas wie das Baguette der Nullerjahre. Schmeckt aber halt auch überall gleich, nämlich wie von Iglo. Der Spaß kostet im Gino übrigens gschmackige 7 Euro 80, da kriegt man anderswo schon richtiges Essen. Da loben wir uns statt dessen den Toast Triest (€ 4,20) mit Sardellen und Kapern, eindeutig der Höhepunkt unseres Testessens.

Gino café. lounge, Bürgergasse 13 / Tummelplatz, 8010 Graz, Mo–Sa 8–22 Uhr, So 10–20 Uhr

Folge 40: Das Leben ist hart (und ungerecht)



Ein Grazer Sittenbild. Das Beisl da links im Bild war einst eine Nobelgreislerei und dann jahrelang eines unserer (wenigen) Lieblingslokale in Graz. Im Park in der Volksgartenstraße gab es nette Kleinigkeiten aus der heimischen und asiatischen Küche, frisches Bier, passable Weine, entspannte und doch kultivierte Atmosphäre. In größeren Runden war das ebenso in Ordnung wie beim trauten Rendez-vous. Irgendwann ließ die Begeisterung nach, zuerst offensichtlich die des Wirten, dann die unsere. Wir empfahlen das Beisl nicht mehr so oft und mit der Zeit kamen auch immer wieder kritische Rückmeldungen einstiger Fans. Und irgendwann war das Park dann zu. Jetzt heißt es "Cheers". Man hat die Eröffnung mit Vodka gefeiert, entnehme ich den Fotos auf Facebook. Und man veranstaltet Rockabende. Ich muss da nicht hin. Soviel steht fest...

Thursday, March 8, 2012

Folge 39: Ziege mit Aussicht

Graz, Eggenberg


Steirerin trifft Schwaben am Arlberg. Nein, so beginnt kein Witz, sondern eine Gastrogeschichte. Resultat dieser Begegnung war nämlich die Wiederbelebung eines alten Ausflugsgasthauses in Graz. Logisch oder? Birgit Krampl und Tobias Stemmler waren hin und weg, als sie den Gasthof auf der Hubertushöhe hoch droben über Eggenberg besichtigten. Was ihnen zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht ganz klar war: hier kann es die längste Zeit sehr ruhig sein, bis dann der Ansturm am Sonntag Mittag losbricht.

Ziege


Tun Sie den beiden also einen Gefallen und kommen Sie außerhalb der Stoßzeiten. Dann kriegen sie eine nette unstressige Bedienung, eine herrliche Alt-Grazer Gasthaus-Atmosphäre und einen großartigen Blick über die Stadt. Samt Ziegen und Bauernhof-Feeling. Ach ja, das Essen ist die etwas steile Anreise ebenfalls wert.

Die klare Hendlsuppe mit Wurzelgemüse und Grießnockerl (3,20 EUR) schmeckt wie von der Oma. Die Petersilienwurzel-Apfelschaumsuppe mit Speckknöderl (3,50 EUR) könnte sogar ein bissl würziger sein. Die geschmelzten Maultaschen mit Junglauchragout (7,50 EUR) sind gut, aber auch ganz schön ausgiebig. Das Schweinerückensteak mit Kräuterkruste und Ofenkartoffeln (12,90 EUR) ist zart, würde aber ein bissl Farbe vertragen. Und ansonsten: Bitte nicht zu viel essen vor dem Dessert, denn die hausgemachten Mehlspeisen, wie etwa der Topfenstrudel (2,80 EUR), sind schon wieder wie aus Großmutters Patschhändchen.

Schweinsrücken


Gasthaus Hubertushöhe, Weingartenweg 35, 8020 Graz, Mi–So 11–21 Uhr, Tel. 0316/581868, www.hubertushoehe.at

Thursday, March 1, 2012

Folge 38: Sternderl schauen



Coole Idee: ein nigerianisches Beisl mitten im immer noch nicht gänzlich urbanen, schicken, designlastigen und depressionsfreien Jakominiviertel. Dann der Name: „To the three leading stars“. Das Lokal ist offen für alle und das merkt man. Hier ist jeder willkommen, der so tolerant ist, ein multikulturelles Nebeneinander als Fakt zu akzeptieren. Und die Küche: Fisch und Fleisch sehr authentisch, gut gewürzt, wenn auch nicht sehr ansehnlich präsentiert. Die Mankos wollen wir hier allerdings auch nicht verschweigen: Das Beisl ist immer noch im selben Stil gehalten wie es einst der Vorbesitzer hinterlassen hat. Und der wollte eigentlich am selben Ort Australien huldigen. Das Resultat sieht seltsam aus.



Dann sollte man noch erwähnen, dass im "To three leading stars" im Servicebereich nicht gerade mit Höchstgeschwindigkeit gearbeitet wird. Das ist ja an sich auch eine feine Sache in unserer stressigen Zeit. Nur wenn man die Vorspeise nach der Hauptspeise bekommt und generell mal eine gute Dreiviertelstunde lang nichts passiert, wird der gehetzte Mittagsgast gleich noch ein bisschen hektischer. All das lässt sich aber sicherlich noch optimieren. Und wie gesagt: das Essen ist einen Besuch wert. Die Fischsuppe ist riesig und ordentlich scharf. Der Truthahn ist knusprig und saftig, auch wenn er keinen Schönheitswettbewerb der Kochvereinigung gewinnen wird. Die Kochbananen und der Reis mit Bohnen haben es uns besonders angetan. Kann man gelten lassen.

To the three leading stars, Jakoministraße 28, 8010 Graz, Küche Mo–Sa 10–23 Uhr, So 13.30–23 Uhr