Der weibliche Teil der Redaktion übt zur Zeit den Flamingo.
Dies hat die Haubentaucherin einem Sturz zu verdanken, der sich recht radikal auf das eine Bein
ausgewirkt hat. Um die temporäre Einbeinigkeit zu kurieren, hat sie sich
längerfristig im Unfallkrankenhaus ein Nesterl gebaut. So hockt sie in ihrem
Bett und fadisiert sich, weil die Genesung recht langsam von statten geht. Das
Spitalsleben hat allerdings auch Vorzüge, denn die Futtersuche wird durch
regelmäßige Essenszustellung erledigt.
Kaum angekommen wählt die Patientin aus einem
reichhaltigen Frühstücksangebot, nicht ahnend, dass sie von da an drei Wochen
lang das gleiche Frühstück kredenzt bekommen wird. Und sich schwören wird, nie
mehr ein Milchweckerl zu kaufen. Auch nicht, wenn’s frisch ist.
Wobei so eintönig ist das Frühstück ja nicht,
es gibt immerhin die Überraschung, ob Kiwi, Apfel oder Orange und der
Milchkaffee ist mal heller, mal dunkler.
Das Schälen der Orange ist
gleichzeitig auch Beschäftigungstherapie, weil wenn Bettnachbarinnen bereits
die Buttermesser wegen der Schärfe der Klinge tauschen, so ist so eine
Orangenschale durchaus eine Herausforderung, die einer strategischen
Herangehensweise bedarf.
Gleichzeitig mit der Frühstückswahl muss sich der
lahme Vogel auch für das Mittags- und Abendmenü entscheiden. Und das eine ganze
Woche im voraus. Den Überraschungseffekt gibt’s dann trotzdem jeden Tag aufs
Neue, weil erstens hat man wieder vergessen, was man bestellt hat, und zweitens
hat die Nachbarin was anderes: So wird die ganze Vielfalt wieder gegenwärtig.
Suppe,
Hauptspeise, Salat und Dessert sind die Fixpunkte des Mittagessens. Das
Abendessen fällt wesentlich schmäler aus. Letzteres kommt auch schon um fünf
Uhr, sodass die Haubentaucherin, nachdem das Haxerl sich ein wenig erholt hat
und der Appetit sich einstellt, telefonisch noch schnell beim Frankowitsch
bestellt. Mitfühlende Freundinnen liefern prompt.
Man kann sagen, was man will. Schlecht ist die
Küche nicht. Sehr geschmacksneutral, meint die Bettnachbarin, nach eigener
Auskunft selbst eine begnadete Köchin. All inklusive, meinen wir. Wie in den
Hotels muss man auch hier auf die unterschiedlichen Geschmäcker Rücksicht
nehmen. Und dass alle nach Knoblauch stinken, kann man den Schwestern auch
nicht antun. Dann gibt’s noch die Diabetiker. Das Menü hat sie auch irrtümlich
angekreuzt, da hatte die Nachbarin das gleiche, nur mit Nachspeise. Eindeutig
Anfängerfehler.
Am Faschingdienstag hat die Küche dann aber
groß aufgekocht: Wienerschnitzel mit Reis, Salat und einen Krapfen. Natürlich
vorher Suppe. Und was uns wirklich fasziniert hat: Alles war immer warm bei der
Lieferung. Nämlich richtig wohltemperiert. Und das bei diesen vielen Portionen.
Eine reife Leistung des Küchenchefs und seines Teams. Und geschmeckt hat’s
Schnitzerl auch.
Text & Fotos: @haubentaucher.at 2019