Thursday, September 29, 2011

Folge 23: Über die Grenzen

Wer hat eigentlich gesagt, dass ein steirischer Beisl-Blog immer nur über die Steiermark berichten darf? Niemand, eben. Kürzlich waren wir deshalb im malerischen Kötschach-Mauthen in Oberkärnten, scharf an der Grenze zu Osttirol respektive Italien. Hier kocht seit langem eine Frau namens Sissy Sonnleitner auf außergewöhnlich hohem Niveau.


Ein perfektes Duo: Stefanie Sonnleitner mit Mutter Sissy

Zwei Dinge sind uns an diesem Abend besonders positiv aufgefallen: die Zeit der Nouvelle Cuisine Portionen ist endgültig vorbei, auch von drei Gängen darf man wieder satt werden. Und: In Sonnleitners Restaurant "Kellerwand" geht es definitiv legerer zu als in den frühen 80er Jahren, als die Köchin erstmals einem breiteren Publikum bekannt wurde. Leicht, regional und schön komponiert ist das Essen hier immer noch. Und leistbar auch, drei Gänge kosten 38 Euro, vier Gänge 47 und fünf sind um 58,50 Euro zu haben. Nach den schmackhaften Karnischen Spezialitäten erfreuten wir uns an einer Sellerie-Holundersuppe mit Rehknödel und einem Zuchinisalat mit Wildhuhn. Dann folgte die Waldviertler Ente mit Mohngnocchi respektive das Gailtaler Reh mit Schwammerlgnocchi. Nichts, aber auch gar nichts gibt es daran auszusetzen. Alles perfekt gewürzt, klug zusammengestellt, voller Aromen. Dabei wird das Essen aber nie mit hohlem Pathos oder Tralala dargeboten. Angeberei hat Sissy Sonnleitner nicht nötig, auch nicht bei der Weinkarte, die vielfältig und sachkundig zusammengestellt wurde. Etwa beim Terrano 2005 von Edi Kante, ein erstaunlich leichter und fruchtiger Roter aus dem italienischen Karst. Das abschließende Salbeieis mit Hauszwetschgen und Karamell macht Lust auf ein baldiges Wiedersehn.



Die jeweiligen Öffnungszeiten variieren je nach Saison. Am besten Sie informieren sich auf:
www.sissy-sonnleitner.at/




Foto: Ferdinand Neumüller (die beiden Damen beim Kochen), haubentaucher.at (das Salbeieis)

Monday, September 19, 2011

Folge 22: Schief ist schön

Die Schiefe Laterne in der Jungferngasse Ecke Herrengasse wird demnächst 100. Wenn man Grazern und -innen in den vergangenen Jahren dieses Lokal nahelegte, hörte man immer wieder: "Was, die haben auch wieder offen?" Oder: "Echt? Die gibts noch?"



Um gegen dieses Phänomen wirksam anzukämpfen, hat Besitzer Günther Plattner einen Küchenchef verpflichtet, der in sehr ordentlichen Häusern in Tirol und Wien gelernt hat. Thomas Seifried kocht zu Mittag rasche unkomplizierte Menüs und fährt am Abend einen bis zwei Gänge höher. Da wäre etwa die dunkle aromenreiche Steinpilzconsommé mit Kräuterraviolo (6 Euro) oder der frische und ideenreich komponierte doppelte Thunfisch mit Avocado (16,50 Euro). Die Lammkeule ist zart (22 Euro), der Seesaibling detto. Am allertollsten an diesem Abend erschien uns aber der geschmolzene Ziegenkäse mit Heidelbeeren und Kürbis (10 Euro), hier im Bild:



Dazu gibt es überdurchschnittlich gute Weine - kein Wunder, Restaurantleiterin Evelyn Merc ist Sommeliere und stammt aus der Südsteiermark.

Bei dem schönen Gastgarten möchte man im Übrigen hoffen, dass der Herbst ein lauer wird – obwohl auch innen ist die Laterne eines der schöneren Wirtshäuser der Stadt. Und so zentral gelegen. Da sollte eigentlich auch auf längere Sicht nichts mehr schief gehen...




Schiefe Laterne, Jungferngasse 3, 8010 Graz, Tel. 0316/840340, Di–Sa 11.30–23 Uhr, So und Mo geschlossen, www.schiefelaterne.at

Monday, September 5, 2011

Folge 21: Es gibt Wurst, Darling!


Fleisch

In den hinteren Räumlichkeiten des Hotels Wiesler gibt es seit geraumer Zeit eine Lokalität, die im Hochsommer vermutlich nur von eingefleischten und abgebrühten Fleischtigern frequentiert wird, demnächst aber wieder Saison hat. Irgendwo muss man sich ja den Winterspeck anfuttern. Bei "Senf und Söhne" gibt es Fleisch, Fleisch und noch einmal Fleisch. Das aber von sehr guter Qualität, fachkundig gelagert und zubereitet. Dazu ein frisches Staro und der Tag ist gerettet.


Fleisch


Besonders empfehlenswert die gemischten Teller und das Hüferschwanzerl. Und jetzt im langsam beginnenden Herbst ist das nicht wirklich leichte Essen auch ohne Schweißausbrüche konsumierbar. Das Kontrastprogramm zum nahe gelegenen Mangolds ist eine mutige Idee des Herrn Weitzer und derzeit recht selten überlaufen. Also: Hingehen, bevor die auch auf Salatbuffets umstellen.


Und Staro


Senf und Söhne, Griesgasse 4, Montag bis Samstag 10 bis 19 Uhr, Tel. 0316/706670, Website (derzeit offenbar offline)