Folge 5: Bur oder Madl?

In Puntigam, einer Gegend, wo Graz sich von seiner post-sowjetisch-urbanen Seite zeigt, liegt das neue Lokal "bur". Der Name steht für "Bar und Restaurant" und ist soweit korrekt. Der neue Tempel der Gemütlichkeit gehört einem regional berühmten Spielcasino-Besitzer und wendet sich an die Zielgruppe Autofahrer, Automatenspieler, Cineplexx-Besucher. Beim "Design" hat man nicht gespart, das beginnt bei der trostlosen Terrasse und der massiv abweisenden Eingangstür und setzt sich im Inneren fort.


Also, das ist die Terrasse, damit Sie sich das auch richtig vorstellen können...


Kuhfell-Lampen, Teppichboden mit Holzstamm-Dekor, Riesen-Aussichtssessel, Glas-Panoramawand. Na wusch. Die Speisekarte ist nicht ganz so spektakulär, von jedem Dorf ein Hund hätte man früher gesagt. Traditionelles, asiatisch Angehauchtes, Pizza, Pasta, das Übliche. Die Frittatensuppe (€ 2,60) ist kräftig gesalzen, die Frittaten sind grün gefärbt, hatten wir so auch noch nie. Die Tomatensuppe (€ 3) mit Pesto, Parmesan und Kräutern schmeckt richtig gut. Das Red Thai Chickencurry (€ 8,20) hingegen könnte aus der Iglo "Iss-was-Gscheits" Abteilung kommen. Auf Sonderwünsche wie Laktoseunverträglichkeit reagiert man mit Ignoranz, auch sonst ist das Service zwischen sehr okay und extrem kumpelhaft angesiedelt. Seltsames Ambiente, das wohl hauptsächlich von Leuten aus Graz-Umgebung (GU) besucht werden wird.


Achtung, Wortwitz.

bur Bar und Restaurant, Alte Post-Straße 460-462, 8055 Graz, Mo–Fr 9 bis 04 Sa, So 10 bis 04, Küche bis 22 Uhr, Tel. 0316/225596, www.bur-graz

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Folge 4: Zum schwarzen Buffet.

Immer schön rechts halten!

Kurz bevor der Karmeliterhof eröffnet wird mit einem neuen südamerikanischen Fleischimport-Restaurant, besuchten wir den legendären Haubenkoch Didi Dorner in der Parteizentrale der ÖVP. Die Lokalität im Erdgeschoss nennt sich seit einigen Wochen Bistro tagsÜber und soll der erste Streich werden bei der Eroberung der gehobenen Grazer Gastronomie. Über die weiteren Pläne wollen wir hier noch den Mantel des Schweigens breiten, spannend wird es auf jeden Fall, ob und wie Dorner in der gebeutelten "Genuss-Hauptstadt" durchstartet. In der Regel kocht im Bistro allerdings Herbert Bergler, der rechtzeitig den Absprung vom Lovin geschafft hat, das Restaurant in der Münzgrabenstraße ist nämlich derzeit chiuso.

Drei Gänge um 9,90 - ja dürfen die denn des?


Ein tolles Preis-Leistungsverhältnis kann den beiden Wirten vom Karmeliterplatz niemand absprechen. Um 9,90 gibt es drei Gänge, die man sich selbst zusammensuchen darf. Schmeckt alles solide, von der Rindssuppe bis zur Gemüsecremesuppe, vom Risotto bis zum Nudelfleisch. Dass etliches davon aus logistischen Gründen nicht im Haus gekocht wird, sondern in einer Zweigstelle, merkt man kaum. Zu lange sollte man sich allerdings nicht Zeit lassen beim Genießen, denn nach spätestens einer Stunde stehen die nächsten hungrigen Gäste vor dem Tisch. Sehr gut besucht (jedenfalls bei unserem Test) und clever gemacht.


Die neue Einfachheit von Didi Dorner.

Und was kommt danach?

Bistro tagsÜber, Karmeliterplatz 6, 8010 Graz, Mo bis Fr 9– 17 Uhr, Tel. 0316/60744-9065

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Folge 3: Schwein gehabt.

Die zwei jungen Herrschaften auf dem Foto heißen beide Rauch, er nennt sich Richard, sie sich Sonja. Sie sind Brüderlein und Schwesterlein und betreiben ein gar märchenhaftes Gasthaus in Trautmannsdorf. Das liegt leider nicht in der Nähe des gleichnamigen Palais in der Grazer Innenstadt, sondern knapp hinter oder vor Gleichenberg, je nachdem von welcher Richtung man kommt. Das heißt für uns Grazer: eine gute Stunde hinfahren und ca. 5 Kilometer vor dem Ziel: Schwein gehabt, dass wir langsam unterwegs waren, denn sonst hätten wir dem Küchenchef gleich ein frisch erlegtes Reh mitbringen können. Nur damit wir uns verstehen: Geheimtipp ist das Gasthaus keiner mehr, die Rauchs haben in ihrem "Steira Wirt" zwei Hauben zu verteidigen und an dem Abend, an dem wir eigentlich kommen wollten, war ein Riesen-Wein-Event mit 80 Gästen. Aber am nächsten Tag war Platz.

Das Beste von der Petersilie.

Bei den Rauchs gibt es vor allem Steirisches, alles davon spannend, hochklassig. Sogar irgendwelche Details wie Sellerie oder Petersilie werden in einen neuen kulinarischen Kontext gehievt, dass der Gaumen sich wundert. Bachsaiblingstatar, bitte noch mehr davon, ein Lammbries, das muss man sich erst einmal anderswo zu bestellen trauen, Topinambursuppe mit Flusskrebsen, Lachsforelle mit Fenchel und als wäre das nicht schon alles wirklich raffiniert genug für einen ganzen Monat, gibt es als Finale eine Schokomousse vom Zotter, von dem sogar der Riegersburger Schokoladenkönig aufrichtig begeistert ist, wie er mir wenige Tage später versichert. Das heißt für uns Grazer: Jemanden suchen, der in der Fastenzeit nichts trinkt (weil die Weinauswahl ist auch nicht ohne) und anrufen bei den Rauchs und hinfahren. Bitte auf die Rehe aufpassen, die an der Straße stehen und nicht auf der Karte.

Steira Wirt, 8343 Trautmannsdorf 6, Do–Di 12 bis 14.30 und 18 bis 21.30 Uhr, So 12 bis 17 Uhr, Mi Ruhetag, Tel. 03159/4106,
www.steirawirt.at

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Folge 2: Mein Leben als Püree.

Das da ist der Herr Wanko. Der hat uns schon einige Male beim Gastrotesten begleitet und sich erstaunlicherweise immer recht ordentlich benommen. Diesmal ging die Reise ins Erdäpfelland, genauer gesagt in das gelbbraun gestaltete Fast-food-Lokal Mr. Kumpir in der Annenstraße. Es handelt sich um einen Franchisebetrieb einer weltweit aktiven türkischen Kartoffelkette und es gibt in diesen Tempeln der Gastlichkeit primär "Kumpir", außerdem "Kumpir" und dann noch "Kumpir". Naja und Pizza und Döner auch, aber wer will das hier schon?

Was um Himmels Willen ist ein/e Kumpir?

Die Kumpir-Dinger sind große Kartoffeln, deren Inneres herausgefischt wird und mit Butter und Käse (so sagt man jedenfalls) püriert. Dann wird das wieder in die Schale gefüllt. Dazu kann man sich diverses Fleisch einfüllen lassen und Gemüse und Salat. Das Erstaunliche daran: es schmeckt gar nicht übel und ich kenne zumindest einen Menschen in Graz, der regelmäßig dort hin marschiert und ein/e/n Kumpir verspeist. Nach dem oder der Kumpir braucht man nicht mehr dringend was, das füllt doch ziemlich. Aber wer unbedingt will, kann das da verkosten:



Das ist angeblich eine Waffel, die mit dem belgischen Original allerdings nicht das geringste zu tun hat, aber aussieht, als sei sie von einer Kinderparty übrig geblieben. Mahlzeit!

Mr. Kumpir, Annenstraße 32, 8020 Graz, Mo–Sa 10 bis 22 Uhr, So 12 bis 22 Uhr, Tel. 0660/5558699, www.mrkumpir.com

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