Vergangene Woche zelebrierte das Duo Schönberger-Dorner nun einige Abende lang die Kunst des Genusses am Karmeliterplatz Nr. 5 in Graz. Von den offiziellen neun Gängen und dem guten Dutzend an Weinen werden wir noch lange schwärmen. Aber beginnen wir ganz von vorne.
Als da wäre standesgemäß das legendäre Ei von Didi Dorner, diesmal in Kombination mit einem erstaunlich erwachsenen Grünen Veltliner Burgenland 2012. Ein prachtvoller Start und nun geht es weltmännisch weiter. Die Noisette von der Jakobsmuschel (rechtes Foto) ist sehr gut, das Gazpacho aber schlicht umwerfend. Ach ja, orange ist es übrigens auch, wie das meiste, das Dorner an diesem Abend serviert. Wahrscheinlich fällt ihm gar nicht mehr auf, dass nicht nur seine Kleidung, seine Uhr, sein Handy diese Farbe tragen, sondern auch zunehmend sein Essen. Der Sauvignon blanc 2010 von der feinen Lage Kräften hat wieder einen ganz eigenen Touch, das bitte ausgesprochen positiv zu verstehen. Die Schönbergers, das wird schon an diesem Punkt klar, machen Weine, die sich nicht nur bio-dynamisch nennen, sondern auch einen eigenständigen Charakter haben dürfen. Bei einer Blindverkostung würden enthusiastische Wein-Laien wie unsereiner ganz schön daneben hauen.
Zügig schreiten wir zum nächsten Gang – und da wartet so etwas wie das Highlight des Abends (falls man das überhaupt so bewerten will): Hummer süß-sauer (links) mit Mango, Papaya, Ananas, Gurke rundherum in einer grenzgenialen Sauce und mit gleich zwei Weinen, weil sich Dorner und Schönberger nicht so recht entscheiden konnten. Der Witz an der Sache: Wie das Süße und das Saure so den Gaumen abwechselnd bearbeiten, so passen auch jeweils die Weine perfekt zum Augenblick: Mal der Grüne Veltliner Diamant 2002, mal der Schönberger Weiß 2006.
Glücklicherweise, denn so etwas wie die Taube im Kohl mit Eierschwammerln bekommt man bei uns sicherlich nicht alle Tage. Wieder gibt es zwei Weine zur Begleitung, nämlich Schönberger rot 2003 und 2000, wobei der Altersunterschied durchaus bemerkenswert ist. Das Fleisch des französischen Täubchens ist dunkel und kraftvoll, der Kohl von subtiler Eleganz, die Eierschwammerln von natürlicher Frische. Es geht aber noch etwas dunkler, nämlich mit einer geräucherten Entenbrust, Artischocken und Senfkörnern, die Dorner stundenlang eingelegt und weiter verfeinert hatte.
Zum Finale kommt eine fruchtige Variation namens Café Kirsch samt einem Welschriesling TBA 2001 als Süßwein zum Einsatz und die Gästeschar schnauft zufrieden. Wir gehen jetzt erst einmal den Weinkeller auffüllen. Zum Beispiel mit ein paar der getesteten Tropfen vom Weingut mit der Ente...
Link zum Winzer:
www.weingut-schoenberger.com
Didi Dorner, Karmeliterplatz 5, 8010 Graz. Tel. 0316-607449065
Fotos: Weingut Schönberger, außer: Günther Schönberger © haubentaucher.at
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