Aus guten, alten Freundschaften können
immer wieder neue Ideen entstehen, wie im Falle von la petite orgie. Der unterschiedliche künstlerisch-kreative Zugang der VeranstalterInnen, der
auch aus ihrem eigentlichen Brötchenberuf im Sozialbereich oder auch in der Planung
von Windparks resultiert, führte zur Idee, den Inhalt gemeinsam verbrachter
Abende für ein mögliches Publikum zu öffnen. Man kochte, musizierte und tanzte,
so wie zuletzt am 1. und 2. März in Graz im Volksgartenpavillon.
Beim Empfang wurde Uhudler-Sekt gereicht, der Pavillon füllte sich rasch und knapp vierzig Gäste sahen dem Beginn der Orgie in freudiger Erwartung entgegen. Nach kurzen Worten der Begrüßung ging es mit Live-Musik los, die die ersten Kennenlern-Gespräche unter den teils zusammengewürfelten Tischnachbarn begleitete.
Erbse und Minze waren die Hauptzutaten, um
die sich die Vorspeise drehte - in verschiedenen Geschmäckern und Texturen.
Gemüsig ging es weiter, es folgte eine Suppe von der Purple-Haze-Karotte im
Glas, die durch süss-sauer zubereitete Karottenscheiben begleitet wurde.
Die Zwischengänge wurden in Form fulminanter
Tanzeinlagen serviert, auch als Vorgeschmack auf die weiteren Gaumenfreuden. Die
gedämpften Kalbsripperln von bemerkenswerter Zartheit konnten beliebig mit
Rosmarin-Butter und/oder Brombeer-Wacholder-Salsa verfeinert werden und wurden
von kleinen Bratkartoffeln begleitet. Auch die im Ganzen gegarte Artischocke
mit dreierlei Dips, für die sich die vegetarischen GenießerInnen entschieden
hatten, wurde genüsslich verspeist.
Das Dessert wiederum wurde durch Tanz und
Sprechgesang eingeleitet („Ihr wollt noch ein Dessert, oh yeah, oh yeah!“), fand
sich vierschichtig in einem Sektglas wieder und verbarg am Boden desselben eine
einzigartige Frucht, die nicht als Ganzes gegessen werden sollte, so die
Ankündigung. Oder doch? No risk, no taste! Aufgrund der Größe auch nicht
wirklich zum Abbeißen geeignet, entfaltete der sogenannte Sechuan Button zuerst einen
blumigen, danach einen säuerlichen Geschmack und betäubte zum Abschluss den
gesamten Mundraum. Deshalb im Englischen auch als „toothache plant“ bekannt,
aber keine Angst, man konnte auch in Gedanken keinen Zahnarztbohrer hören, viel
mehr wurde durch dieses einzigartige Geschmackserlebnis auch der Geist ein
wenig betäubt.
Die angebotene Weinbegleitung wurde von der Crew bei den Weingütern Paschek und Sternat-Lenz ausgewählt und sie überzeugte. Der Sauvignon-Blanc zur Vorspeise war erfrischend, der etwas schwerere Zweigelt harmonierte mit den Kalbsripperln. Zu guter Letzt wurde noch ein Käsehäppchen gereicht, um den ausgezeichneten Schilcher zu begleiten. Nachdem alle Sinne verwöhnt wurden, gab es Gelegenheit die einzelnen ProtagonistInnen sowie die Idee und Entstehungsgeschichte kennenzulernen. Preislich ist die Orgie wirklich als klein zu bezeichnen (€ 39,- plus Getränke), was wohl der nicht gewinnorientierten Ausrichtung des Vereins und der Freude seiner Mitglieder gedankt ist. Summa summarum lässt sich mit Ausnahme des schon Tags zuvor verflossenen Haselnussschnapses, dem Wunsch nach noch mehr Kalbsripperln und dem Wissen, dass der nächste Besuch der Orgie in Graz noch in den Sternen steht, nur Positives feststellen. Professionelle Amateure haben einen Abend voller Genuss, Spannung und Entspannung geboten, dem wir Gast-Orgiasten viel abgewinnen konnten.
Text und Bilder: Gastautor Johnny what. twitter.com/johnny_what
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