Monday, April 22, 2013

Folge 63: Ein Blick in die Zukunft

Zufälle gibt es. Samstag in Linz, das lustige Herrentrio will am Abend vor dem Linz-Marathon noch rasch ein paar Kohlenhydrate einwerfen. Durch Haupt- und Nebenstraßen geirrt und dann in die L'Osteria gestolpert. Das ist genau das Lokal, das spätestens im Herbst auch in Graz zu besichtigen sein wird. Und zwar an Stelle des bemüht elitären Aiola City, was medial und auch sonst einiges an Staub aufgewirbelt hat. Warum aber ist diese L'Osteria anscheinend so erfolgreich, dass ihre Betreiber eine kolportierte Million Euro auf den Tresen legen können, um an den Grazer Mehlplatz zu übersiedeln?


Der Testbesuch ergab Folgendes: Nehmen Sie das Prinzip Kommod. Gemütlich, für fast alle Zielgruppen geeignet. Die Einrichtung einigermaßen "modern". Das Service flott, bestimmt, aber freundlich und besser geschult als die meisten Damen und Herren, die in Graz Getränke und Speisen durch die Gegend schleppen. Pizza, Pasta, Risotto, Tiramisu. Dazu ein sehr ordentliches Bier, ein paar Weine, die die Menschheit für gut hält ("1/8 Pinot Grigio, bitte"). Die Portionen groß bis riesig. Die Pizza der Dame nebenan hatte den Durchmesser eines Traktorreifens. Die Preise fair. Das Risotto zum Beispiel ist übrigens auch wirklich gelungen, auch die Kollegen mit ihrer Pasta waren's zufrieden. Es gibt sogar Pistazien für die ohnehin nicht dramatische Wartezeit.

Das Resultat: Die Leute stehen in Linz Schlange, um hier einen Platz zu ergattern. Geburtstagsfeiernde, verliebte Pärchen, Damenrunden, Herrenrunden. Ein Lokal für die große Mehrheit, die gern isst und trinkt, sich aber niemals als "Gourmet" bezeichnen würde. Unsere Prognose: Das wird in Graz einschlagen wie der Blitz. Die Stadt hat damit ein Haubenlokal weniger (zumindest solange, bis das Aiola-Paar mit dem gewonnenen Spielkapital eine neue Lokalität eröffnet), aber einen idealen Treffpunkt für praktisch Alle mitten in der Stadt. Die Innenstadtwirte können sich schon mal warm anziehen.

Fotos: L'Osteria Linz

4 comments:

  1. Tja, Wolfgang, da bin ich jetzt aber gespannt! Hätte nicht gedacht, daß Du das Lokal in Linz so positiv erleben konntest, das läßt natürlich für Graz hoffen!

    Trotzdem schade, daß es anscheinend nahezu unmöglich ist, anspruchsvolle Küche in Graz dauerhaft zu etablieren. Ausnahmen bestätigen die Regel.

    Und Du glaubst wirklich, daß die Schwarzens nochmal was angehen wollen? Wenn ja - wie und wo?

    Hmm, vielleicht den Kohnhauser übernehmen...

    Nun, ich bin gespannt, ob mit dem L'Osteria eine Systemgastronomie Fuß fassen kann. Und irgendwie scheint mir doch das Kulturgut Osteria und Systemgastronomie diametral entgegengesetzt zu sein...

    Ich laß' mich im Herbst überraschen.

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  2. Lieber Ingo,
    um das für alle klar zu machen: Begeistert hat mich das Lokal nur aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Gastronomisch find ich es für Graz unspannend. Das haben wir alles schon zigmal da, wenn auch nicht in der Massivität. Im übrigen wird der nächste "italienische" Systemgastronom nicht lange auf sich warten lassen, Va Piano soll auch demnächst in Graz aufsperren. Und natürlich werden Schwarz und Huber mit der Million was anzufangen wissen, denen wird doch langweilig "nur" mit dem Lokal am Berg. Und ich glaube, sie werden es erst recht wieder in Graz probieren. Die Küche im aiola war anspruchsvoll, vor allem aber war das Gehabe selbstgerecht bis hin zur Überheblichkeit. Dazu kam ein abenteuerliches Preislevel, das so in Graz nicht funktioniert. Das werden auch andere noch deutlich zu spüren bekommen. Danke für deinen Kommentar und hoffentlich auf bald!
    Der Haubentaucher

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  3. Ok, danke für die Klarstellung! Und dann auch noch Vapiano? Die sind mir ja wirklich unsymphatisch, das Konzept mag ich noch weniger...

    Bzgl. Preislevel - ich war kürzlich in Rom, und wir sind an einem Abend zu dreizehnt Essen gegangen. Antipasti, primi, secondi, dolci & caffé & grappa. Alles wirklich ausgezeichnet, auch unsere italienischen Kollegen waren sehr angetan. Wein von Jermann sowie Barolo, Barbaresco und so.

    Alles zusammen inkl. coperto unter 400 EUR. In Graz hätten wir sicher das Doppelte bezahlt, aber nicht diese Qualität bekommen.

    Und an einem anderen Abend waren wir im Eataly. Wenn Du das noch nicht kennst, dann wird's Zeit! Sowas hätt' ich gerne in Graz. Und nach gleichem Konzept etwas für Österreich...

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  4. okay, danke für den Tipp. Momentan brodelt die Gerüchteküche rund ums aiola jedenfalls heftig. Wir bleiben dran am Thema...

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