Ferls Weinstube, neu übernommen von Karl(i) Pichlmaier
Vorbemerkung
des Herausgebers: Lange Jahre war der Ferl in der Burggasse ein Treffpunkt für
Bohemiens, Künstler wie Günter Brus, Postler, Beamte und Leute wie du und ich.
Die Frau Anni lief unentwegt von der Küche zu den Tischen und servierte
Köstlichkeiten wie Zwiebelrostbraten, Cevapcici und Gulasch. Das Ambiente war
angenehm düster, nach dem Besuch roch man recht ordentlich nach Gasthaus und verbranntem
Tabak. Das alles wurde von einem Tag auf den anderen anders. Aber nicht besser.
Das Rondo-Team aus der Keplerstraße eröffnete im Herbst 2013 eine Zweigstelle
im Ferl. Ein gutes Jahr später war es damit wieder vorbei. Und im März 2015
übernahm ein alter Bekannter der Grazer Gastroszenerie das Ferl. Karl
Pichlmaier. Damit übergeben wir an UMT, unseren aufstrebenden neuen
Beislkritiker.
„Die Wirtshauskultur für Jung und Alt
aufleben lassen“, war die Ansage von Karl Pichlmaier. Da musste Herr
Haubentaucher dringend mit seinem neuen Lehrling den Gehalt der Ansage
überprüfen. Schon beim Eintritt bemerkt man, dass sich einiges getan hat in Ferls
Weinstube. Dunkle Farben und grüne Polster sind vorherrschend und der
Wirtshausgeruch beim Verlassen ist nicht mehr so ausgeprägt.
Neben dem Mittagsmenü um 7,90 € gibt es
eine feine Wirtshauskarte. Unsere Vorspeisenwahl fiel auf ein kleines Beef Tartare
sowie Rote Rüben-Linsen Salat mit Blunzn. Das rohe Fleisch kam zur
Zufriedenheit auf den Tisch – etwas Nachwürzen war notwendig. Warum der
Metallteller aus der kulinarischen Steinzeit noch Verwendung findet und harte
Eier und Glashaustomaten als Garnitur herhalten mussten, war nicht ganz
nachvollziehbar, wird aber verziehen. Der Rote-Rüben Salat mit gebackenen Blunzn-Radln
entlockte dem Haubentaucher nur ein erfreutes „Sehr gut“.
Die Hauptgerichte überzeugten vollends. Das
Tellerfleisch mit Apfelkren bestand aus zwei Scheiben perfekt gekochtem
Schulterscherzl mit bissfestem Gemüse, Serviettenknödel und etwas kräftiger
Suppe. Um 8,50 € war das Wirtshausküche at it’s best.
Das Forellenfilet auf Marktgemüse, Risotto mit Vermouthschaum war sowohl optisch als auch geschmacklich top und ist auch für den klassischen Wirtshausküchen-Skeptiker eine gute Option. Der Test der Desserts fiel diesmal leider dem Terminstress zum Opfer. Wird aber sicher bald nachgeholt – wir kommen nämlich wieder.
UMT
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