Wednesday, November 4, 2015

Folge 84: Ach, Anna...

Der Tipp kam von Seiten eines Kenners: "Die Anna im Erzherzog Johann, die muss man gesehen haben." Ja stimmt, das können wir nach unserem Besuch bestätigen. Die Qualitäten der Anna allerdings haben unsere Gastroredaktion entzweit. Es folgt ein euphorisches Pro (von Tester UMT) und ein verhaltenes Naja (von Tester WOK). Und damit auch der wohl längste Beislbericht in der Geschichte dieses Blogs...

Zuerst das Pro: "Speckbutter und Kalte Schnauze", von UMT

Bereits bei der Vorbereitung meines Abendessens war ich positiv überrascht. Die Reservierung kann man problemlos über bookatable durchführen, das gefiel schon mal sehr. Leider begann der Abend mit einer Absage der Begleitung, also ging es allein zu Anna & Manuel Hofmarcher.

Um 18:30 an einem Wochentag war ich der erste Gast und über den Abend nahmen zusätzlich noch ein Paar und eine größere Runde Platz – da ist noch Luft. Die Räumlichkeiten sind sehr beige, die Kühlvitrine im Eingangsbereich kontraproduktiv - aber wer geht schon wegen dem Ambiente hierher? Kommen wir zum wichtigsten Element – dem Essen.

Die Karte ist übersichtlich und klar strukturiert und alle Allergene sind ausgewiesen. Nachdem ich grundsätzlich ein Anhänger des Menü-Gedankens bin, fiel meine Wahl rasch. Neben einem „Das Anna Menü“ aus wahlweise 4-7 Gängen gibt es auch ein Überraschungsmenü aus 5 kleinen Gängen, die der Chef ausgesucht. So etwas ist genau meines. Nach einem schnellen Bier wurde die Weinbegleitung geordert - abgestimmt mit dem Koch, wie Frau Anna versicherte.

Zum Start wurde selbstgebackenes Brot mit 3erlei Butter gereicht. Die Speckbutter hat es mir besonders angetan. Alles was die WHO verboten hat, wurde hier Schicht für Schicht vereint und dann gehobelt. Ein Gedicht.

Danach folgte ein roher Saibling mit Beef Jerky an der Wäscheleine als Gruß aus der Küche. Die Gänseleber mit Haselnuss, Steinpilzen und selbstgemachtem Brioche, dazu ein süßes Glas aus der Südsteiermark und ich war schon sehr happy. Die geräucherten Pilze und das Rinderknochenmark in einem sehr würzigen Rippensud sowie der folgende Kaisergranat auf Karfiolpüree waren sehr gut, konnte aber nicht gegen den Hauptgang mithalten. Ein perfekt gebratenes Rehfilet, mit Birne, Pilzen und einem tollen Fond. Den Abschluss bildete die „Kalte Schnauze“. Ich hab gar nicht mehr gefragt was es genau war – ein würdiger Abschluss eines tollen Abends jedenfalls.

Die Betreuung durch Anna persönlich war herzlich, aber nicht aufdringlich, und überzeugte vollends. Das Menü inklusive einem Glas Bier, Weinbegleitung und Trinkgeld kam auf 65 EUR – ich komme jedenfalls wieder, diesmal hoffentlich mit Begleitung.


Und jetzt das Naja: "Anna, bleib doch einmal stehen!", von WOK

Ja die Anna, die muss man erlebt haben. Allerdings nicht nur wegen des Essens und Trinkens. Das junge Paar Anna (hauptverantwortlich für das Service) und Manuel (der Chefkoch) Hofmarcher machen ein ziemliches Brimborium um ihre Gerichte. Gut, man will ja auch etwas bekommen um sein Geld: 4 Gänge kosten 56 Euro, 5 Gänge gibt es um 64 und 7 Gänge um 84. Keine Angst vor Überfüllung: Die Portionen sind sehr übersichtlich, egal in welcher Größe man sie ordert.

   

Die ersten Grüße aus der Küche fallen eher in die Kategorie "Viel Lärm", wirklich gut hingegen sind die einfacheren Dinge wie der Tomatenaufstrich und die geräucherten Pilze mit Knochenmark. Der Kaisergranat ist soso und lala, das Schwein mit Süßkartoffeln eher mau, der Zander mit Artischoke und Fergola Sarda überzeugt dann voll und ganz. Auch das Lamm ist sehr gut, der Rehrücken etwas sehr sportlich und bei den Desserts empfehlen wir die "Kalte Schnauze" mit Kakao, Butterkeks, Rum und Kokos. Das klingt alles nicht schlecht - ist es auch nicht. Das Getue und vor allem das Herumgehopse im Service ist allerdings des Guten viel bis zuviel. Die eine Haube, die der GaultMillau dafür verlieh, ist sicherlich okay, aber ein bisschen mehr Ruhe, Gelassenheit und auch Reduktion auf das Wesentliche wünscht man sich und vor allem dem jungen Team. Übrigens auch beim Design der Speisen und ganz speziell bei den Saucen.

So, liebe Leserschaft, und jetzt haben Sie die Wahl...

Restaurant Anna, DI-SA ab 18 Uhr, Sackstraße 3-5, 8010 Graz. Annas Website

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