Monday, February 1, 2016

Folge 87: Wiedersehen beim Mohrenwirt



Ein Klassiker der Grazer Gastronomie ist seit einigen Wochen wieder da: Der Mohrenwirt, einst gleichermaßen beliebt bei Studierenden, Beamten, Kulturschaffenden und Pensionisten, hatte in den letzten Jahren kulinarisch kaum mehr überzeugt - und war schließlich geschlossen worden. Vorbei die Zeiten als selbst Mr. Cobain aus dem fernen Seattle am Mariahilferplatz Hausmannskost genoss. Das Comeback wurde begleitet von deutlichen Renovierungsversuchen, vor allem der Eingangsbereich ist gelungen. Im Inneren ist mit der entfernten Patina auch ein wenig an Charme verloren gegangen, aber beides wird wieder kommen, wenn das Wirtshaus nur lange genug offen hat.  


Nun aber zum Wesentlichen in der Gegenwart: Dem Essen. Die Karte ist überschaubar und mit spaßig benannten Gerichten wie „Spießiga Steira“ oder „Da Jaga“ bilden bodenständige Gerichte das Hauptprogramm. Wie es sich für eine solche Institution gehört, haben wir einmal „z´Mittag – das Tagesgericht“ und einmal a la carte bestellt. Das Mittagsmenü kommt mit Suppe oder Salat um 9 EUR und zwar in unserem Fall: Rindsuppe mit Polentaschöberl und Putenschnitzel mit getrüffelten Gnocchi. Sowohl Suppe als auch Schnitzel waren solide, wenn auch optisch nicht gerade sehr ansprechend. Die Schlaghaube für den Saft beim Schnitzel erschien selbst uns alten Herren schon etwas gar retro.

 


Die Rindsuppe mit Chili-Grammelstrudel hat es leider nicht auf den Tisch geschafft, dafür war der bestellte Beilagensalat zum „Mohrenschmaus“ groß genug. Tafelstück, Schilcherkraut und Brennsterz waren am Teller erkennbar. Das in der Karte angekündigte Selchwürstel wurde durch ein Blunzenradl und eine Scheibe Geselchtes ersetzt. Geschmacklich kein Problem, aber ein kleiner Hinweis wäre angebracht gewesen.  Fazit für das Essen: Guter Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger. Beim ersten Testbesuch lief das Service gut, beim zweiten geriet das Werkl offenbar krankenstandsbedingt ziemlich aus dem Ruder. Ein wenig mehr Bezug zur Historie des Hauses wäre übrigens auch wünschenswert. Nichts gegen den Kaffeekuchen als Dessert, aber die hierorts früher äußerst populäre Gibanze wäre dann halt doch noch was anderes. 

Zum Hipsterlokal, wie mancherorts kolportiert, wird der neue alte Mohrenwirt eher nicht werden. Aber die Stammgäste sowie generell Menschen, die Tradition zu schätzen wissen, sollten dem Lokal eine Chance geben. Und dabei ruhig das eine oder andere einfordern, dass zu einem wirklich guten Grazer Gasthaus gehört.

Sterz im Mohrenwirt, Mariahilferstraße 16, 8020 Graz. Geöffnet DI-SA 10-24 Uhr, www.facebook.com/Sterz-im-Mohrenwirt



UMT & WOK

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